Neubrandenburg: Die Vier-Tore-Stadt

Etwa 135 Kilometer nördlich der Bundeshauptstadt Berlin liegt Neubrandenburg, die drittgrößte Stadt in Mecklenburg-Vorpommern. Besonders sehenswert ist historische Altstadt, in der bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die gesamte Bevölkerung wohnte. Aktuell leben in der Stadt im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mehr als 65.000 Bürger. Doch im Norden der Republik nimmt Neubrandenburg eine wichtige überörtliche Funktion wahr und hat ein Einzugsgebiet von mehr als 400.000 Einwohnern.

Das kulturelle Herz und die begehrtesten Ziele Neubrandenburgs befinden sich in der Altstadt. Auch wenn das komplette Stadtensemble in den Wirrungen und Verwüstungen des 20. Jahrhunderts vernichtet wurde, gibt es für Geschichtsfans immer noch viel zu entdecken. Herausragend ist etwa die mittelalterliche Wehranlage, von der noch Teile der Stadtmauer und vier gotische Stadttore erhalten sind. Über die Jahrhunderte hinweg blieben auch die ehemalige Klosteranlage mit der Klosterkirche St. Johannis und das Schauspielhaus erhalten, ebenso wie einige Straßenzüge im Süden der Altstadt, wo einstige Bürgerhäuser zu sehen sind. Für manchen Besucher hat aber auch die DDR-Architektur, aus deren Schule der Großteil der Wohngebäude stammt, einen gewissen Charme.

Die absolute Pflicht für Besucher ist eine Stippvisite im Kulturpark Neubrandenburg im Südwesten der Innenstadt. Hier ballen sich auf engstem Raum zahlreiche gastronomische Angebote und Events sowie Locations zur Freizeitgestaltung für Einheimische und Touristen. Darüber hinaus verbindet der Kulturpark die Innenstadt mit dem Tollensee, an dem sich Einheimische und Gäste an heiße Sommertagen vergnügen können. Am Ufer des Sees gibt es neben Bademöglichkeiten weitere Einrichtungen wie Bootsverleih und Fahrgastschifffahrt. Ein beliebtes Naherholungsziel ist in Neubrandenburg außerdem der Landschaftsgarten Brodaer Teiche, in dem es 2003 sogar Einblicke in die internationale Gartenschau in Rostock zu sehen gab.

Weil Kultur eine lange Tradition in Neubrandenburg hat, gibt es auch heute eine Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen aus verschiedenen Genres. Als herausragend gelten beispielsweise: Der Neubrandenburger Jazzfrühling im März und April, wenn sich die ganze Stadt in eine riesige Bühne für Jazzbands verwandelt, die Neubrandenburger Orgeltage und das Neubrandenburger Jugendorchestertreffen. Im Schauspielhaus und der Konzertkirche stehen in Neubrandenburg modernste Kultur-Locations bereit.

Sehenswürdigkeiten in Neubrandenburg

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Neubrandenburg Stadtmauern und Toranlagen | ©: Harald Meyer-Kirk, Pixabay

Bis in die Gegenwart hinein ist das Neubrandenburger Stadtbild ein Zeugnis der wechselhaften Geschichte der Stadt seit ihrer Gründung im Jahr 1248. Lebendig und erlebbar für die Besucher wird die Geschichte durch die zahlreichen Baudenkmäler Neubrandenburgs. Als besonders sehenswert gelten folgende:

Die mittelalterliche Wehranlage

Ihren Beinamen „Stadt der vier Tore“ verdankt Neubrandenburg der mittelalterlichen Wehranlage. Denn es dürfte heute keine andere Stadt geben, die einen derart gut erhaltenen geschlossenen Doppelringwall rund um die mittelalterliche Stadtmauer besitzt wie Neubrandenburg. Heute bietet dieser Gürtel für den Besucher ganzjährig beeindruckende Naturerlebnisse und so manch überraschende Sicht auf die Stadt.

Angelegt wurde die Wallanlage als Doppelwall mit drei Gräben, welche zur Verteidigung der Stadt mit Wasser befüllt wurden. Die Entfernung des inneren Walles zur Stadtmauer und zwischen den Wällen liegt bei 20 bis 30 Metern. Die Anlage hat insgesamt also eine Ausdehnung von bis zu 70 Metern.

Nachdem der Wall die Schutzfunktion für die Stadt verloren hatte, wurde er auf vielfältige Arten genutzt, unter anderem als Viehweide, Holzreservoir, Fischteich, Hausgarten und Hausapotheke. Schließlich wurde der Wall ab 1824 zu einer Stadtpromenade umgebaut.

Die Eichen, die teilweise ein Alter von mehr als 300 Jahren haben, sind charakteristisch für den Wall. Ferner ist der Wall die Heimat für eine weitere botanische Besonderheit, nämlich den seltsamen Lauch, der alljährlich im Frühling einen aromatischen Duft verströmt.

Das Treptower Tor

Das Treptower Tor ist das repräsentativste und höchste der Neubrandenburger Stadttore und gibt damit Zeugnis vom Wohlstand der Bürger Neubrandenburgs im Mittelalter. Erbaut wurde das Treptower Tor als Haupttor um 1400. Weil das Treptower Tor mit fast 32 Metern nahezu doppelt so hoch ist wie das Vortor, konnte von hier aus das umliegende Gelände bestens beobachtet werden. Im Treptower Tor wurde 1832 ein städtisches Museum eingerichtet, in dem die Besucher heute die Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte des Neubrandenburger Regionalmuseums zu sehen ist.

Der Zwinger hat eine Ausdehnung von lediglich 34 mal zehn Meter und ist somit erheblich kleiner als die Zwinger der anderen Stadttore. Auf der südlichen Seite wurde in die Mauer des Zwingers während des 18. Jahrhunderts ein Fachwerkhaus eingebaut. Hier hatten der Steuereinnehmer und die Torwächter ihren Sitz. Die Vierrrademühle wurde wohl Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet, ist dem Treptower Tor vorgelagert und baulich mit der Toranlage verbunden.

Das Friedländer Toranlage

Die ältesten Teile des Friedländer Tores wurden um 1300 erbaut, wodurch das Friedländer Tor die älteste und mit einer Länge von 88 Metern auch umfangreichste Toranlage Neubrandenburgs ist. Das Vortor aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde zwar rein zur Verteidigung der Stadt errichtet, auf schmückende Elemente haben die Stadtväter aber dennoch nicht verzichtet, Die Mauern zwischen Haupt- und Vortor bilden den Zwinger. Der Torkomplex wurde in den 1970ern Jahren restauriert und beherbergt seither das Standesamt und ein kleines Café.

Das Stargarder Toranlage

Angeregt wurde das Staragardener Tor im Süden Neubrandenburgs im 14. Jahrhundert. Es handelt sich um ein Haupttor mit einer Höhe von 24 Metern und ein Vortor mit einer Höhe von 18 Metern, die durch Mauern mit einer Länge von 40 Metern miteinander verbunden wurden. Zwischen den Toren wurde ein Zollhaus gebaut. Die Fassade des reich verzierten Vortores gilt als Paradebeispiel für die norddeutsche Backsteingotik. Der Toranlage vorgelagert wurden zwei Mühlen errichtet, welche in die Befestigungsanlage miteinbezogen wurden. Als Besonderheit dieses Bauwerks gelten die neun Figuren, die aus Terrakotta und verputztem Ziegelmauerwerk gefertigt wurden und fast Lebensgroß sind. Es ist allerdings nicht bekannt, welche Bedeutung diese Figuren haben.

Das Neue Tor

Das Neue Tor wurde erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet und ist somit das jüngste Stadttor. Errichtet wurde es wohl, weil die Hauptverkehrswege durch die Stadt entlastet werden sollten. Das mittlerweile baufällige Vortor wurde 1852 abgerissen. Auf der Stadtseite des Haupttores wurden in den Giebelnischen acht überlebensgroße Terrakottafiguren eingebaut. Genutzt wird das Neue Tor heute als Sitz der Fritz Reuter Gesellschaft e.V. und als Veranstaltungsort für literarische Veranstaltungen,

Die St. Marienkirche

Seit mehr als sieben Jahrhunderten ist die Marienkirche nicht nur Neubrandenburgs größtes, sondern auch bedeutendstes Baudenkmal. Sehenswert ist insbesondere der Ostgiebel, eine der kunstvollsten Arbeiten der Backsteingotik in ganz Norddeutschland.

Errichtet wurde dieser monumentale Sakralbau ab der Mitte des 13. Jahrhunderts, geweiht wurde die St. Marienkirche dann schließlich anno 1298. In den folgenden Jahrhunderten fiel die St. Marienkirche immer wieder Stadtbränden zum Opfer. Endgültig zerstört wurde die St. Marienkirche am Ende des Zweiten Weltkriegs.

In den 1990er Jahren wurde die St. Marienkirche nach den Plänen des finnischen Architekten Pekka Salminen zum Konzertsaal. Gemäß seines Konzeptes wurde ein hochmoderner Konzertsaal in die Backsteinhülle integriert, wobei eine gelungene Symbiose von Altem und Neuem gelang. Eröffnet wurde die Konzertkirche schließlich am 13. Juli 2001. Sechs Jahre später wurden außerdem ein neuer Glockenstuhl und fünf neue Glocken eingebaut.

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Neubrandenburg St. Marienkirche | ©: Karsten Klett, Pixabay

Die Johanniskirche und das Franziskanerkloster

Erbaut wurde die Johanniskirche zusammen mit dem Franziskanerkloster kurz nach der Gründung der Stadt. Genutzt wurde dieses Gotteshaus in erster Linie für die gemeinsamen Gebete der Mönche. Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Kirche erweitert.

Nachdem das Franziskanerkloster aufgelöst worden war, ging die Johanniskirche in den Besitz der Stadt über. Nun wurden auch die Predigten zum Mittelpunkt der Gottesdienste, wovon die prächtig gestaltete Kalkstein-Kanzel aus dem Jahr 1598 zeugt. Der barocke Altar wurde um 1730 gebaut. Ferner ist der Altarraum mit einem Chorgestühl ausgestattet. Die sehenswerten Leuchter aus Zinn und Messing wurden um 1700 von den Handwerkerzünften gestiftet.

Weil die Johanniskirche mehrfach Opfer von Bränden wurde und unter Kriegen litt, musste sie mehrfach restauriert und saniert werden. 1989 wurde die Johanniskirche zu einem Schauplatz der Geschichte, weil hier die Friedensgebete stattfanden, aus welchen große Demonstrationen wurden, welche in die friedliche Revolution mündeten.

Das Franziskaner-Kloster

Der Franziskaner-Orden hat sich in Neubrandenburg bereits kurz nach der Stadtgründung anno 1248 niedergelassen. Weil die Franziskanermönche in strenger Armut leben mussten, waren sie auf Almosen angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern, weshalb sie auch Bettelmönche genannt wurden. Errichtet wurde das Franziskanerkloster als abgeschlossene Vierflügelanlage im Norden Neubrandenburgs.

Die Johanniskirche wurde als südlicher Flügel um 1250 erbaut. Ein weiteres Kirchenschiff, das heutige Hauptschiff wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts angebaut. Für die Mönche wurde im Lauf des 15. Jahrhunderts an der östlichen Seite der Kirche ein Chorraum angebaut, der im 19. Jahrhundert abgerissen wurde.

Der Schlafraum befand sich im östlichen Flügel des Klosters, während Küche und Speisesaal im nördlichen Flügel eingerichtet wurden. Der Westflügel blieb den Laienbrüdern vorbehalten. Am besten erhalten blieb der Schlafraum, der östliche Flügel brannte im 17. Jahrhundert nieder und wurde nicht wiederaufgebaut. Nach der Auflösung des Klosters nutzte man die Räumlichkeiten als Armenhaus.

Heute gilt das Franziskanerkloster samt Johanniskirche zum eindrucksvollsten Zeugnis mittelalterlicher Architektur in Neubrandenburg. Das war auch der Grund dafür, dass das städtische Museum in diesen Räumlichkeiten untergebracht wurde.

Die Kapelle Sankt Georg

Während des Mittelalters gab es vor den Toren Neubrandenburgs drei Kapellen. Pilger und Reisende fanden hier ein Quartier, sobald die Stadttore geschlossen waren. Zwei Kapellen wurden jedoch während des 30jährigen Krieges zerstört. Geblieben ist nur die Kapelle Sankt Georg, die dem Schutzpatron der Kreuzfahrer geweiht ist. Diese kleine frühgotische Kapelle aus Backstein befindet sich vor dem Treptower Tor und wurde vermutlich zu Beginn des 14. Jahrhunderts erbaut. Genutzt wurde sie als Spitalkapelle.

Rund um die Kapelle befand sich eine kleine Dorfstelle samt Friedhof. Hier siedelten sich aussätzige Pilger und auch Pestkranke an, die hier gepflegt wurden. Um die kranken Menschen zu betreuen, hatten die Franziskaner auch das benachbarte Prämonstratenskloster Broda übernommen. Damit die Betstunden eingehalten werden konnte brachten die Mönche an der westlichen Seite der Kapelle eine Sonnenuhr an. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die kleinen Häuser rund um die Kapelle als Hospital für die älteren Bürger Neubrandenburgs genutzt, heute beherbergen sie ein Hotel und eine Gaststätte.

Nachdem die Kapelle Sankt Georg mehrfach saniert worden war wurde sie 1994 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Dort werden Gottesdienste abgehalten und es finden Gesprächsrunden und kleinere Musikveranstaltungen statt. Sakrale Kunst aus dieser Kapelle gibt es auch in der Johanneskirche und im Regionalmuseum zu sehen.

Die Vierrademühle

Die Geschichte der Mühlen reicht in Neubrandenburg bis ins 13. Jahrhundert zurück. Die älteste Getreidemühle Neubrandenburgs, nämlich die Vierrademühle, steht direkt vor dem Treptower Tor, die wohl Mitte des 13. Jahrhunderts von Müller Bernhard, einem Sohn des Stadtgründers, errichtet worden war. Im Zuge des Mühlenbaus wurde der Tollensesee um circa einen Meter angestaut und ein Kanal angelegt, sodass die Mühle angetrieben werden konnte. Der Antrieb erfolgt mittels vier Rädern, welchen die Mühle auch ihren Namen verdankt. Während des 18. Jahrhunderts wurde die Vierrademühle zu einem der größten Mühlenwerke in Mecklenburg. Heute bietet sie den Gästen der Stadt einen vielseitigen Erlebnisbereich mit gastronomischen und kulturellen Einrichtungen.

Das Schauspielhaus

Das Schauspielhaus in der Pfaffenstraße hat als eines der wenigen prächtigen Bauten in Neubrandenburg die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges überstanden. Allerdings fanden in dem Fachwerkbau ein Jahrhundert lang keine Aufführungen statt, bis es 1994 erstmals wieder hieß: Vorhang hoch.

Gegründet wurde das Neubrandenburger Schauspielhaus um 1780, als Herzog Adolf Friedrich IV. hier bezog. Der Landesherr galt als großer Förderer des Hoftheaters, das von seinem Bruder wegen der hohen Schulden aber im ausgehenden 18. Jahrhundert auflöste. Anschließend erlebte das Schauspielhaus eine wechselhafte Geschichte. Unter anderem wurde es während des deutsch-französischen Krieges als Lazarett genutzt, bevor es nach dem Zweiten Weltkrieg dem Verfall preisgegeben wurde. Seit der Sanierung in den 1990er Jahren bietet es Platz für 180 Zuschauer. Seit 2008 ist das Schauspielhaus Neubrandenburg Teil der Nordischen Route der „Europastraße Historische Theater“.

Weitere Denkmäler und Baudenkmäler in Neubrandenburg

Gedenkorte in Neubrandenburg

Aussichtspunkte in Neubrandenburg und Umgebung

Das Regionalmuseum Neubrandenburg

Gegründet wurde das Regionalmuseum Neubrandenburg bereits anno 1872, nachdem sich der örtliche Museumsverein für diesen Zweck gegründet hatte. Bereits ein Jahr später konnte eine erste Dauerausstellung zur regionalen Geschichte eröffnet werden. Die Trägerschaft für das Museum ging erst Mitte der 1930er Jahre an die Stadt Neubrandenburg über. Gezeigt werden heute Ausstellungen zur Stadt und zur Region an folgenden drei Standorten:

Die städtische Kunstsammlung Neubrandenburg

Die ursprüngliche städtische Kunstsammlung, die im Palais Neubrandenburg gezeigt wurde, ging 1945 verloren, sodass diese städtische Einrichtung 1982 neu gegründet wurde. Aufgebaut wurde eine Sammlung mit inzwischen rund 6.000 Exponaten, die in der Großen Wollweberstraße 24, einem renovierten Fachwerkgebäude mit einer Ausstellungsfläche von 400 Quadratmetern und zwei Ausstellungsbereiche gezeigt werden. Eine weitere museale Einrichtung, nämlich ein kleines Versicherungsmuseum befindet sich in der Trägerschaft der Mecklenburgischen Versicherungsgruppe.

Der Tollensesee

Der Tollensesee im Süden der Stadt gilt als kleine Oase der Erholung. Denn der See mit einer Fläche von circa 17 Quadratkilometern ist einer der größten Seen in der Mecklenburger Seenplatte und gilt als einer der saubersten. Das nördliche Ufer wird gesäumt von Badebuchten mit unterschiedlichen Ausdehnungen. Auch sportlich können sich die Besucher hier betätigen. Möglich sind surfen, angeln, paddeln und segeln.


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