Steinzeit und Geschichte an der Nordsee/Ostseeküste

Der Mensch ist seit jeher neugierig – und das gilt ganz besonders, wenn es um seine eigenen Wurzeln geht. Es reizt uns, zu erfahren, wie unsere Vorfahren gelebt und gedacht haben und wie ihr Lebensraum aussah. Wie mag es gewesen sein in Höhlen zu leben? Was ist das für ein Gefühl ständig auf der Hut vor wilden Tieren sein zu müssen? Sich selbst um seine Nahrung zu kümmern? Die ersten Werkzeuge zu erfinden? Wie wurde miteinander kommuniziert? Über diese unglaublich lange Epoche gibt es sehr viel zu erfahren.

Dabei sind archäologische Ausgrabungen gerade im Wattenmeer wegen Ebbe und Flut und dem damit verbundenen Zeitdruck sowie den starken Strömungen nicht einfach.

In einem touristisch unscheinbaren Gebiet von Rügen, im so genannten Breetzer Bodden, entdeckten Archäologen vor einigen Jahren Pfeilspitzen, Knochendolche und eine Geweihaxt, deren Alter auf etwa 7.000 Jahre geschätzt wurde. In den Gewässern zwischen Rügen und Hiddensee wurden insgesamt 14 versunkene Siedlungen aus der Steinzeit entdeckt.

Nach der letzten Eiszeit sind die Gletscher stark abgeschmolzen und der Meeresspiegel stieg teilweise um mehr als 100 Meter an. Das führte dazu, dass die einstige Küste mitsamt ihren Ortschaften im Meer versank und sich weit landeinwärts eine neue Küste bildete. In der Jungsteinzeit muss zum Beispiel auch Helgoland noch in einer weiten Landschaft mit Waldbeständen gelegen haben, so dass man von dort aus zu Fuß nach England gelangen konnte. Erst in den letzten Jahrhunderten begann man mit dem Deichbau, so dass die Küstenlinie einigermaßen stabil blieb. Auch vor Wismar fand man eine ganze Reihe von Siedlungen, die umso älter sind je weiter sie vom heutigen Festland entfernt liegen. Die ältesten sind 8400 bis 6100 Jahre alt und liegen ungefähr zehn Meter tief im Wasser. Auf dem Meeresboden sind somit viele Zeugnisse menschlicher Kultur verborgen, die zum Teil hervorragend erhalten wurden.

So konnte man beispielsweise im Landkreis Cuxhaven im Nordseebad Wremen Gräber mit Holzmöbeln aus der Zeit der Völkerwanderung bergen und in Rodenkirchen im Landkreis Wesermarsch ein Gebäude aus der Bronzezeit.

Die Nordsee gehört zu den bedeutendsten Orten für den Fund von Fossilien, insbesondere von Säugetieren. So manches Fischernetz hat schon tierische Überreste von Mammut, Pferd, Nashorn, Rentier oder Löwe zutage befördert. Auch Faustkeile und primitive Waffen aus Knochen oder Geweihen sind manchmal zwischen den Fischen zu finden.

Auf eindrückliche Weise erinnern Hünengräber an die Steinzeit. Meistens handelt es sich dabei um längliche Erdhügel, die von Steinblöcken umgeben sind und irgendwo einen unterirdischen Zugang haben. Oft dienten diese Grabstätten der Beisetzung mehrerer Generationen und man gab den Verstorbenen Schmuckstücke, Gerätschaften, Waffen oder Gefäße mit auf ihre letzte Reise. Es gibt immer noch viele solcher Hügelgräber in Ostholstein, zum Beispiel die so genannten Langbetten auf dem Ruserberg in Blekendorf beim Gut Futterkamp, die frei zugänglich sind und von jedem Interessierten besichtigt werden können. In der Gemeinde Wangels findet man gleich an mehreren Orten diese Relikte aus der fernen Vergangenheit: im Wald am Eitz nahe Gut Weissenhaus, bei Hansühn in Richtung Schönwalde und auch in Grammdorf.

Interessant ist auch ein Besuch im Steinzeitdorf Albersdorf im Landkreis Dithmarschen. Hier ist auf einem Freigelände eine Landschaft der Jungsteinzeit sowie eine steinzeitliche Siedlung in Originalgröße nachgestellt worden. Integriert sind insgesamt neun echte archäologische Denkmäler. Besondere Höhepunkte und vor allem auch für Kinder ein Erlebnis sind die Vorführungen steinzeitlicher Techniken wie Bogeschießen, Anzünden von Feuer und Bearbeiten von Leder.

Erst im Jahr 2010 machte ein spektakulärer Fund in einem Neubaugebiet in Oldenburg Schlagzeilen. Archäologen förderten kistenweise Fundstücke - beispielsweise in Form von Werkzeugen, Pfeilspitzen und Feuersteinen - aus der mittleren Steinzeit um etwa 8000 bis 5000 v. Chr. zutage. Ältere Stücke waren kaum je in Oldenburg und Umgebung gefunden worden. Die Objekte werden derzeit noch untersucht und ausgewertet.

Wer an Nordsee- und Ostseeküste Urlaub macht und sich für Geschichte und Archäologie interessiert, sollte es nicht versäumen, eines der Museen zu besuchen, in denen die historischen Funde der Region ausgestellt sind. Interessant dürfe auf jeden Fall das Archäologische Landesmuseum in Schleswig sein, das im Schloss Gottorf untergebracht und im Übrigen bereits für sich eine Sehenswürdigkeit ist. Über drei Millionen Fundstücke quer durch die Geschichte Nordeuropas von der Steinzeit bis ins Mittelalter warten auf den gespannten Besucher. Die ältesten Objekte aus Stein, die hier aufbewahrt werden, sind nach heutiger Erkenntnis schon ungefähr 120.000 Jahre alt und wurden von den Neandertalern hergestellt. Besondere Attraktionen sind hier die Moorleichen und das fast 23 Meter lange Nydam-Schiff.

Auch das Archäologische Landesmuseum Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin ist für den Geschichtsinteressierten eine Reise wert. Hier trifft er auf Zeitzeugen der mitteleuropäischen Bronzezeit. Eines der Prachtstücke der Sammlung ist der so genannte Kesselwagen von Peckatel, der auch das Wahrzeichen des Museums ist. Der etwa 38 Zentimeter hohe Kesselwagen aus Bronze wurde 1843 in einem Grab gefunden, in das er zusammen mit diversen anderen Gegenständen im 13. Jahrhundert einem Mann mit auf seine letzte Reise gegeben wurde, der vermutlich ein Häuptling war.

In Bad Bederkesa beherbergt die gleichnamige Burg das archäologische Museum des Landkreises Cuxhaven. Äxte und Beile aus Feuerstein und zahlreiche andere Funde aus der Steinzeit und späteren Zeitepochen können hier bewundert werden. Auch hier gibt es ein paar Moorleichen zu sehen.


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